Am 31. Juli 2019 verstarb im Alter von 88 Jahren ein ganz besonderer Mann, Karl Wedemeyer.
Karl, 1931 in Dorste geboren, war Zeit seines Lebens Landwirt mit Leib und Seele und Vollblutmusiker, darüber hinaus ein technisch begabter Tüftler und an der Dorfgeschichte Interessierter. Mit seiner Heimat Dorste war er besonders verbunden. Hier hatte er seine Wurzeln, hier hat er schon in jungen Jahren den elterlichen, ehemaligen Meierhof und damit Verantwortung übernehmen müssen, hier hat er aber auch seiner musikalischen Leidenschaft gefrönt.
Er war Gründungsmitglied des damaligen Posaunenchors und hat bereits 1950 als Leiter den Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr übernommen und 50 Jahre geführt.
„Wir haben einen wertvollen Menschen verloren, der sich durch sein großes Engagement in allen Belangen auszeichnete“, so Harald Wächter von der Freiwilligen Feuerwehr Dorste. Seine Leidenschaft galt der Jugend. „Seine Kinder“ lagen ihm immer sehr am Herzen. In der Nachbarschaft war jeder, den er nur einmal zufällig pfeifen hörte, schon in seinen Fängen. „Wer pfeifen kann, kann auch ein Instrument spielen!„, so Karl. Er bildete Generationen von Musikern aus. Marschübungen hielt er um seinen Küchentisch ab. Jederzeit hat Karl für alle die Noten selbst geschrieben oder vereinfacht, damit auch jeder schnell in der Lage war, mitzuspielen.
Karl hat immer an die Zukunft „seines Musikzuges“ gedacht. So hat er im Jahr 2000, 69jährig, den Taktstock in jüngere Hände abgegeben. Er stand aber auch danach dem Musikzug immer mit Rat und Tat zur Seite.
Karl musizierte jederzeit, wenn es ihm möglich war, weiter mit. Am 10.05.2019 spielte er das letzte Mal seine Basstrompete beim Gründungstag der Feuerwehr Dorste.
Das war nach 72 Mitgliedsjahren leider das Ende des von allen geschätzten einmaligen „Kapellmeisters“ Karl Wedemeyer.
Für seine Verdienste um die Musik erhielt er zahlreiche Ehrungen. So wurde ihm 1999 auf der Jahreshauptversammlung des Landesfeuerwehrverbandes in Osterode am Harz in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Volksmusik vom Präsidenten des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen die Dirigentennadel in Gold mit Diamant und eine Urkunde der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände verliehen. Die Freiwillige Feuerwehr Dorste ernannte ihn wegen seines unermüdlichen Strebens und Wirkens zum Wohle des Dorster Feuerwehrmusik zum Ehrenkapellmeister
Auch die ehemalige Dorster Sparkasse, jetzt Volksbank Osterode, verdankt ihm viel. Von 1961 bis 1993, also mehr als 30 Jahre, gehörte er dem Vorstand der Bank an und trug mit seinem Engagement, seinem Fleiß und seinem Pflichtbewusstsein zur Weiterentwicklung bei.
Darüber hinaus hat er in Eigenregie in Dorste ein Wasserkraftwerk an der Söse errichtet, und später in Osterode ein weiteres am Mühlengraben betrieben. Alles, ohne jemals studiert zu haben, nur durch eigenes Nachdenken, durch Anlesen und Nachfragen. Ein ganz besonderer Mann eben.
Für den Heimat- und Geschichtsverein Dorste war Karl daneben ein Quell des Wissens, des Althergebrachten, ein Bewahrer der Heimatgeschichte und Heimatgeschichten.
Wenn man sich mit Karl traf und sich über die Vergangenheit unterhielt, dann konnte das schon mal länger dauern. Karl wusste viel und Karl konnte viel und gerne erzählen. Und das war nie langweilig.
In den letzten Jahren hat er sich immer wieder bemüht, sein Wissen weiterzugeben. Er hat Dorfführungen veranstaltet, bei denen er Geschichtliches zu einzelnen Häuser oder Örtlichkeiten vortrug oder historische Ereignisse schilderte. Karl hat Texte verfasst, in denen er seine Gedanken und Überlegungen zur Dorster Vergangenheit darlegte. Das war nicht immer hochwissenschaftlich, weil es für ihn nicht mehr möglich war in den Niedersächsischen Landesarchiven nach Belegen zu suchen, aber Karl hatte einen klaren Verstand und so endeten seine Überlegungen oft mit dem Satz: „könnte so gewesen sein!“.
Karl hätte noch so viel erzählen können und sollen. Er fehlt uns.